Am
Mikrofon ist Heinz-Peter Katlewski. Wir sind heute in der ältesten
Stadt Deutschlands: in Trier - ganz im Westen der Republik, nicht
weit von der Grenze zu Luxemburg. Der Ort, den wir besuchen, ist
nicht so alt wie die Stadt, also 2000 Jahre, sondern nur knapp über
50: Das Deutsche Liturgische Institut. Diese Arbeitsstelle der
deutschen Bischofskonferenz hat hier ihren Sitz am "Weberbach
72 a" einem großzügigen, hellen klassizistischen Bau aus
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - unweit vom Trierer Dom.
In diesen Gemäuern einer ehemaligen Katholischen
Erzieherinnenschule geht es nicht
nur um Musik, aber auch: um die
Musik der Kirche, genauer, um die Musik der Römisch-Katholischen
Kirche. Es geht um Musik, die zum Gottesdienst gehört - zur
Liturgie der Kirche. |
((ab
"Musik" unterlegen, bei 2:02 aufblenden))
Musik
1
Zum
Einzug (Orgel und Fanfaren),
auf: Kölsche Mess für Urjel, Tröt und Trumm",
Pavement Records 1993, Best._Nr. 60016, LC 6628
((nach ca.
30" langsam bis "Werk für das Volk" rausziehen)) |
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O-Ton
1 (Dr. Eberhard Amon, DLI-Trier)
Liturgie könnte man in etwa übersetzen mit Gottesdienst.
Das Wort Liturgie kommt aus dem Griechischen. Es ist ein
zusammengesetztes Wort und bedeutet "Werk für das Volk".
Und in diesem Sinne kam das Wort dann in den christlichen
Sprachgebrauch und wurde auf Jesus Christus umgedeutet, dessen
Leiden und Sterben und Auferstehen ja auch eine Liturgie war, nämlich
das Werk eines für alle. Und die Feier des Todes und der
Auferstehung Jesu Christi, also der Mittelpunkt des
Gottesdienstes, nennt man dann in diesem Sinne Liturgie. Es ist
das Erlösungswerk Jesu Christi in das er uns einbezieht |
Eine
theologische Deutung des Gottesdienstes von Eberhard Amon. Der
Priester, langjährige Dekan von Rottenburg und promovierte
Liturgiewissenschaftler ist seit einigen Monaten Leiter des
Deutschen Liturgischen Instituts in Trier.
In
den Arbeitszimmern des Hauses ist nicht viel von Musik zu sehen
oder zu hören. Nirgendwo steht ein Instrument - jedenfalls habe
ich keines gesehen - überall häufen sich dagegen Akten und Bücher.
Allein ein Blick in die Bibliothek im Erdgeschoss lässt erahnen, dass
bei allem, was hier in den verschiedenen Referaten bearbeitet
wird, auch Musik irgend eine Rolle spielt. 50 000 Bücher stehen
hier und rund 250 abonnierte Zeitschriften aus aller Herren Länder.
Warum diese Breite?
Balthasar
Fischer*) gehört
zu den Gründern des Deutschen Liturgischen Instituts. Der
emeritierte Trierer Professor für Liturgiewissenschaft und
stellvertretende Vorsitzende des Instituts war von Anfang dabei
und hat es mit aufgebaut:
O-Ton
2
(Prof. Dr. Balthasar
Fischer, DLI-Trier)
Diese Breite hängt damit zusammen, dass die
Entstehungszeit des Instituts, das ist 1947 gegründet,
wir haben vor kurzem 50jähriges Jubiläum gefeiert, eine
Zeit war in der man sich gesamtkirchlich um die Reform der
Liturgie Gedanken gemacht hat. Und zwar zu einem
Zeitpunkt, als man vom Konzil noch nicht wusste, als diese
Möglichkeit, dass das durch ein Konzil geschehen würde,
wie es ja dann geschehen ist, überhaupt noch nicht im
Blickfeld war, hatten wir trotzdem von Anfang an die
Tendenz, einmal auf internationaler Ebene die katholische
Liturgie, wie sie heute ist mit allen ihren Kostbarkeiten
aber auch allen ihren Defiziten, scharf ins Auge zu
fassen, um zu überlegen, was man hier in einer normalen
Reform ändern könne und müsse. |
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Heute
koordiniert es die liturgischen Bemühungen im gesamten deutschsprachigen
Raum. Es beobachtet Entwicklungen, erarbeitet für die Liturgiekommission
der Deutschen Bischofkonferenz Vorlagen und führt Aufträge aus. Dabei
geht es vor allem um Bücher, um liturgische Bücher. Zum Beispiel:
-
das
Rituale - das Handbuch für sakramentale Handlungen,
-
das
Cantionale für die Vorsänger,
-
das
Messbuch für die Priester und
-
das
Gesangbuch für die Gemeinde:
O-Ton
3 (Dr. Eberhard Amon, DLI-Trier)
Dieses Institut hier in Trier ist federführend für den ganzen
deutschsprachigen Raum und arbeitet auch mit den liturgischen
Instituten
der Schweiz und Österreichs zusammen. Von der Feier der
Kindertaufe bis zur Feier des Begräbnisses, also wenn sie so
wollen, von der Wiege bis zur Bahre, die liturgischen Bücher
werden hier im Haus verantwortet. |
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Musik 2
Zum
Einzug (Orgel und Fanfaren),
auf: Kölsche Mess für Urjel, Tröt und Trumm",
Pavement Records 1993, Best._Nr. 60016, LC 6628
((nach ca. 15"
langsam in den folgenden O-Ton rausziehen)) |
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O-Ton
4 (Christof Emanuel
Hahn, DLI-Trier)
Der Gottesdienst wird normalerweise , so wie wir heute feiern,
begonnen mit dem Introitus, bzw. mit einem Lied, das die Gemeinde
zusammen singt, mit dem sie beginnt, mit dem sie sich selbst dann
sozusagen zusammensingt und ein bisschen warm wird und in diese
Feier eintritt. Der besondere Akzent des Tages, der vielleicht
hier schon aufklingt, die Jahreszeit, kirchliche Jahreszeit, ob es
Fastenzeit ist, Advent, oder eben eine Festzeit wie Ostern. Immer
hat es eine andere Farbe, und die Musik ist fast besser als vieles
andere geeignet, sehr schnell und intensiv einen Klang in den Raum
zu bringen, eine Stimmung zu erzeugen und eine Festzeit einfach
anklingen zu lassen. Es gibt auch bestimmte Lieder, die erklingen
müssen, damit für die Gemeinden Advent ist. Wenn dieses Lied
nicht kommt oder jenes, dann ist noch nicht die Zeit eigentlich
da. Und so, wie ein Stichwort fällt dieses Lied dann, und die
Leute wissen, jetzt ist diese Zeit. |
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Musik 3
"Nun
bitten wir den Heiligen Geist",
aus: Gesänge aus dem Einheitsgesangbuch "Gotteslob":
Pfingsten,
Tonstudio Rottenburg TSR C6
((nach ca.
15" langsam runterziehen)) |
Ein
typisches Lied für den Pfingstgottesdienst: "Nun bitten wir
den Heiligen Geist". Übrigens ein Lied, das nicht nur im
Katholischen Gesangbuch "Gotteslob", sondern auch im
Evangelischen Gesangbuch steht.
Christof
Emanuel Hahn, Diplom-Theologe und Kirchenmusiker, leitet das
Referat Kirchenmusik im Deutschen Liturgischen Institut.**) Wofür
ist er zuständig?
O-Ton
5 (Christof Emanuel Hahn, DLI-Trier)
Der größte Teil ist Einstimmigkeit in dem Sinn, als
sowohl das Gesangbuch wie auch die Gesänge, die die
Dienste zu vollziehen haben, d.h. was der Priester vorne
singt, der Diakon singt, was mein Kantor vorzutragen hat,
im Prinzip einstimmig sind und auf der anderen Seite auch
noch mit Texten zusammenhängt oder direkt auf Texte zu
singen ist, die festliegen. |
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*)
Prof. Dr. Balthasar Fischer
gehörte zu den international bedeutenden Liturgikern der
Römisch-Katholischen Kirche. Er starb im Jahre 2001 im Alter von 88
Jahren.
(weiter im Manuskripttext)
**)
Christoph Emanuel Hahn wurde am 23.
März 2004 in den Ruhestand verabschiedet.
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