O-Ton 1 (Malcolm McLaren)
lf you
ask me, who is the most rock'n' roller guy round you have to say,
the computer hacker. He’s more interesting than the guy playing
the guitar, because he is in a way a bigger dreamer, in a way a
more subversive character. And in a way a much more underground
star, because he down' t work within the media, he works outside
of it and that's why his intriguing. And the other guy is rather
boring.
Wenn Sie mich fragen, wen
ich Für den größten Rock'n'Roller halte, dann sage ich Ihnen, es ist
der Computer-Hacker:. Er ist auf seine Art viel interessanter als der
Typ, der Gitarre spielt. Die Fantasien des Hackers reichen viel weiter,
er ist wirklich subversiv. Und er ist irgendwie auch ein echter
Underground-Star, denn er arbeitet außerhalb der Medien. Das macht ihn
so faszinierend Der andere Typ dagegen ist ziemlich langweilig.
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Die
Diskussion nach diesem Referat von Malcolm McLaren verlief artig, so wie
es sich gehört: Aber die Teilnehmer dieses Kongresses für Musik, Medien
und Marketing, MusiCon 95 murrten im Foyer: "So, sind sie die
erfolgreichen Stars. Sie vergessen, wo ihr Erfolg herkommt." Die
meisten Kongressbesucher' kamen aus Vorständen und Geschäftsführungen
der Musik- und Musikmedienwirtschaft. Und Malcolm McLaren ist eben nicht
nur über die Medien hergezogen, sondern auch über die Businessleute.
O-Ton
2 (Malcolm McLaren)
It is a fact, a very
simple fact, the art and business are rarely very good partners, they
don't make great marriages, it's hard. And unless people working in a
business have a sufficient sensitivity and intelligence, then its really
hard.
Es ist eine Tatsache, eine einfache Tatsache: Kunst und
Geschäft sind selten gute Partner. Das werden keine Liebesbeziehungen.
Es ist schwierig. Und wenn die Leute in einem Unternehmen nicht
wenigstens ein gewisses Maß an Sensibilität und Intelligenz
mitbringen, dann kann es schlimm werden.
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Der Kongressveranstalter Management-Circle und
das Marktblatt der Popmusikbranche "Die Musikwoche" hatten den
vielseitigen Bandmanager, Fashion- und Tonkünstler als Agent Provocateur
eingeladen. Doch die Headhunter unter den Kongressteilnehmern können
einstweilen noch ganz beruhigt mein: vielleicht nicht die Computerhacker, aber
die erste Generation der Computer-Kids haben sie schon in der Hand.
O-Ton
3 (Ausschnitt aus Video Ulf Gunnar Switalski)
Erst haben alle
gesagt, unsere Musik, sei Musik für Vorrückte. Jetzt sind alle
verrückt nach unserer Musik. Verrückt?
Oder? Never stop that feeling.
Mark
Oh. Never stop that feeling. Das
Album.
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Mark
Oh ist DJ. Seine Musik hat er mit dem Computer gesampelt. Vor wenigen
Jahren noch, tönten die. Techno-Ideologen in den Popmusikblättern, ihre
Musik sei endlich mal. eine ganz und gar demokratische, die Zeit der
Stars, der protzenden Gockel sei vorbei. Der Star sei das Publikum, diese
fröhlich ravende Family eines Technoklubs. Auch die
Schallplattenindustrie fürchtete, hier hätte sie nichts; mehr zu
bestellen.
Doch
Mark Oh ist nicht der erste Gegenbeispiel. Er tritt in diesem Clip auf wie
ein Pascha. Mit verschränkten Armen hat sich der DJ im Hintergrund
aufgebaut, vorne hockt ein weiblicher Fan, ein nettes Mädchen, und sagt
professionell Nettigkeiten über seine Musik und sein neues Album. Rund 12
Tausend Fans hat. eine Kommunikations-Kampagne der Motor-Music,
des Techno-Labels der Polygram, zugunsten von Mark Oh mobilisieren können.
3000 rissen sich darum, im Video mitmachen zu dürfen.
OTon
4 (Video Ulf Gunnar Switalski)
Er
sieht einfach süß aus. Hat ein süßes Lächeln, 'n süßen Hintern |
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Techno-Musik. wird kaum im Radio gespielt, auch die Chart-Erfolge nicht. Sie lebt vom
Erlebnis im Klub und von visuellen Effekten. Das Radio der ganz Jungen ist
deshalb das Fernsehen geworden, vorzugsweise die Popmusik-Kanäle:
MTV und VIVA.
Diese
Musik dagegen passt ins Radio. Aber aus der Sicht der
Schallplattenindustrie stimmte lange Zeit ihr Umsatz nicht.. Der
Musikagent Andreas Pütz war früher bei einem großen deutschen
Unternehmen, u.a. in der Klassikabteilung.
O-Ton
5 (Andreas Pütz)
Die Klassiker haben lange Zeit immer es
unterschätzt, dass sich der Konsument natürlich gerne mit dem Künstler
identifizieren möchte, dass er den Künstler zum Anfassen haben möchte. |
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1989.
Die Nachricht aus Großbritannien war erstaunlich. Eine Art
Punk-Geiger soll dort mit einer Aufnahme von Vivaldis vier
Jahreszeiten richtig populär geworden sein. Die Marketing-Leute aus
der Klassik-Abteilung eines großen deutschen Schallplattenunternehmens rümpften
die Nase. Populär? Das kann nicht gut sein. Eine besondere Veröffentlichung
für den deutschsprachigen Markt schlossen sie aus. Dach die Nachrichten
aus England wurden noch erstaunlicher, erinnert sich Andreas Pütz. Er war
damals hautnah dabei.
O-Ton
6 (Andreas Pütz)
Chart Entry nämlich für
Nigel Kennedy auf Platz 42, nicht etwa der Klassik Charts, da war
er längst auf Platz 1, sondern in den britischen Pop-Alben
Charts. Zwei/ drei Wochen später stieg die Aufnahme auf Platz 35
und war, damit die erste Klassik-Aufnahme, die die TOP 40 der
britischen Pop-Charts stürmt. Aber selbst da war, es noch nicht
zu Ende. Es ging weiter durch die TOP 30, die TOP 20 in die TOP
10, bis dann irgendwann Anfang März die höchste Notierung auf
Platz 6 in den britischen Pop-Charts war.
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Klassik-Star Nigel Kennedy war
ein Beispiel nach dem Geschmack der MusiCon-Kongressteilnehmer. Denn die
Tonträger-Verkäufe sind in den letzten Jahren zurückgegangen. Die
Schallplattenfirmen haben deshalb auch ihre Klassik-Abteilungen in
Profit-Center umgewandelt. Jetzt müssen sie Umsatz bringen und ihr
Potenzial ausschöpfen. Die Anerkennung ihrer Musik unter Fachleuten
reicht nicht mehr. Und seitdem arbeiten auch sie mit Methoden, die ihnen
die Kollegen von der Pop-Abteilung vorgemacht haben: Der Musiker wird zum
Markenartikel - nicht durch traditionelle Werbung, sondern durch
Imagebildung, unkonventionelles Marketing, Werbung auf der Basis von
Gegengeschäften und eine umfangreiche PR- und Öffentlichkeitsarbeit,
auch in ganz normalen Programmen. Die Folge davon: Klassik-Musiker dürfen
künftig nicht mehr das Licht der Öffentlichkeit scheuen. Sonst können
sie auf keine ambitionierten CD-Produktionen bei einem Major-Label mehr
rechnen. Bei. Nigel Kennedy war das: kein Problem. Andreas Pütz:
O-Ton
7 (Andreas Pütz)
Er ist eine schillernde Persönlichkeit und hat den Kontakt zu den Leuten
und zum Leben nicht verloren. Er übt nicht zwölf Stunden am Tag und
setzt sich in irgendwelche Archiven um alte Noten auszugraben, wie das
viele seiner Kollegen tun, sondern er lebt wirklich. Und für ihn ist
sein Fußballverein Aston Villa manchmal wichtiger als seine Geige. |
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Doch
obwohl nunmehr Pop wie Klassik von der Musikwirtschaft in gleicher Weise
unter ökonomische Kuratel gestellt wurden, plagt sich die Branche mit
Sorgen. Die Bedingungen werden sich in den nächsten Jahren - ganz gleich
in welchem Genre - weiter fundamental wandeln. Die Hauptkäufergruppe von
Tonträgern, die 20 bis 35-jährigen, wird immer kleiner. Außerdem
befriedigt :sie ihr Musikbedürfnis immer stärker über Radio- und
Fernsehprogramme. Am augenfälligsten aber verändern sich die Endgeräte.
Die traditionellen Medien - Fernseher, CD-Player, Radio - werden wohl
immer stärker mit Computern und Computernetzen zusammenwachsen. Und mit
denen wird man in wenigen Jahren aus weltweit verstreuten Quellen, Texte,
Musik, Spiele, Sprache und Bilder ins Wohnzimmer holen können. Schon
heute sind weltweit rund 30 Millionen Menschen an das Datennetz Internet
angeschlossen. Wenig Sorgen machen darüber sich allein die.
Videokünstler. Die im deutschsprachigen Raum führende Wiener
DoRo-Produktion sieht fette Jahre vor sich. Dazu einer der, beiden
Gesellschafter, Rudi Dolezal.
O-Ton
8 (Rudi Dolezal)
Für unser Handwerk bedeutet diese Entwicklung Good News. Fast alle Dinge
bauen auf der Basis des qualitativ hochwertigen Filmemachens aufs und
auch auf der Basis von kreativer Visualisierung. Ein neues
Madonna-Video gibt es dann eben auf MTV oder VIVA oder so
einer Station als reguläres Musikvideo u sehen. Man kann es aber auch
gleichzeitig über ein Netz sich runterladen auf den eigenen PC. Oder es
gibt dann eben auch eine CD-ROM-Version bei der man dann noch im Schnitt
eigene Fassungen anfertigen kann oder selber an dem Stück noch etwas
mitgestalten kann. |
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Für
die Manager im Musikbusiness dagegen stellt sich hier die Existenzfrage.
Gibt es für sie auf die Dauer noch eine eigenständige Rolle in einer
multimedialen Unterhaltungskultur? Gerhard Florin von der BMG
Ariola-Miller
plagen diese
Sorgen nicht.
O-Ton
9 (Gerhard Florin)
Braucht man die Musik oder braucht man
sie nicht, Haben Sie schon mal, ein Fernsehstück gesehen oder auch ein
Multimediastück ohne Musik? Das ist langweilig. Man muss immer Musik
haben, man muss immer Musikrechte haben. Und die Rechte haben wir. Und
über diesen Kanal, das war ja unsere Philosophie, können wir da
einsteigen und das lernen. |
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Ein
solches Lernfeld wurde in Frankfurt besonders heftig diskutiert: die CD
ROM. Sie sieht der vertrauten CD zum Verwechseln ähnlich, und doch ist
sie ganz anders. Denn sie ist nicht nur ein Ton- sondern such ein
Bildträger und hält im Hintergrund allerlei Raum bereit Für
mehrdimensionale Anwendungen, und auch den Speicherplatz dafür. Die
Computerkids kennen mich damit längst aus. Noch spielen sie vor allem
damit. CD ROMs als Musik-,Ton- und Bildträger gibt es aber nur in paar,
eigentlich nur in der Popmusik. Der frühere ZDF-Unterhaltungsredakteur
Heiko Schmidt hat sich nun mit einer Klassik CD ROM vorgewagt: Josef Haydn,
vorgestellt von Peter Ustinov. Doch dabei gibt es ein Problem:
O-Ton
10 (Heiko Schmidt)
Natürlich ist Haydn ein Special Interest Thema. Natürlich ist
die Zielgruppe sehr, sehr klein. Aber der Ansatz, so in Thema
anzufassen und multimedial aufzubereiten, ist ein anderer. Ziel
muss es doch eigentlich von uns allen sein, die wir professionell
den Markt aufbereiten wallen mit hochqualitativen Produkten am
Markt zu sein. |
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Jeder
Anwender soll auf dieser CD ROM in einer beliebigen Folge Musik-,
Text und Bild-Informationen wählen können. In der Popmusik geht man
manchmal nach weiter. Man kann zwar nicht die Musik aber man soll die
Bildfolgen eines Videos selber schneiden und speichern können. Aber viel
mehr wird noch nicht geboten. Dass das bereits attraktiv ist, bezweifelte
ein Teilnehmer in Frankfurt:
O-Ton
11 (Teilnehmer)
Wenn ich mir Glas Produkt nach mal.
angucke mit diesen Videos, dem Zusammenschneiden, da habe ich, wenn ich
mich als Kunde jetzt sehe, das Gefühl, ich bin hier, der kauft das
Produkt nur deshalb, damit das Ganze ins Rollen kommt. Da wird
Multi-Media gemacht, um der Multi-Media Willen. |
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Aber
wann man einmal davon absieht, dass der größte Teil der CD ROM Veröffentlichungen
von heute nach ganz mit den Vorurteilen aus den Vorgängermedien belastet
ist, steckt in dieser blanken Scheibe langfristig ein Potenzial? Der
Allround-Künstler Malcolm McLaren ist fest davon überzeugt. In seinen
Visionen erwartet er, dass dieses Medium eine Art neuer Renaissance
einleitet.
O-Ton
12 (Malcolm McLaren)
I
think, the fact is CD ROM needs, a method of creating something that
does use the Bridge between art und science. Because, the CD ROM is to
wide, its to wide for a very old fashioned industry that continues to
sign a gut playing guitar down the local Club.
Ich denke, die CD ROM benötigt eine neue kreative
Methode, eine, die die Brücke zwischen Kunst und Geisteswissenschaften
bildet. Denn die CD ROM bietet so viele Möglichkeiten. Sie sind zu groß,
um nur einer altmodischen Industrie zu dienen, die immer nach Typen
verpflichtet, die nur Gitarre spielen.
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Auch
BMG Manager Gerhard Florin zweifelt nicht an der Zukunft dieses Mediums.
Nur: Als Vertreter dieser "altmodischen" Industrie erwartet er
die Umsätze eher im Bereich neuer Formen des Musik-Entertainments.
Aber noch seien wir zwangsläufig in der ersten Phase, in der. Phase der
Experimente. Der eigentliche Durchbruch der neuen interaktiven
Musikmedien, so seine Prognose, werde noch etwas auf sich waren lassen.
aber das sei nur eine Frage der Zeit.
O-Ton
13 (Gerhard Florin)
Ich glaube, dass viele von
uns nicht
genau wissen, was damit zu tun ist, weil sie es einfach noch nicht genug
getestet haben, weil wir unheimlich hohe Eingangshürden haben, so einen
PC mit einer CD ROM zum Laufen zu bringen.
Zwischenfrage
des Moderators: Müssen wir dann
solange warten, bis die Kids groß geworden sind, bis der Markt für
teures Informations.....
Der durchschnittliche Bürger ja! Würde ich sagen.
Wahrscheinlich dauert es solange. 10 Jahre.
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